Flachsbrechhütte aus Obereck

Flachsbrechhütte

Präsentationszeit: 1. Hälfte 20. Jh. 

Flachs, auch Faser-Lein genannt, wird in Mitteleuropa bereits seit der Jungsteinzeit angebaut und ist damit eine der ältesten Nutzpflanzen. Sie war lange Zeit der wichtigste pflanzliche Rohstofflieferant für die Textilherstellung.

Die Verarbeitung der Flachsstängel nahm einen wesentlichen Platz im ländlichen Jahresablauf ein. Die „Brechlhütte“ besteht aus der Dörrstube mit einem großen Ofen und einem offenen, überdachten Vorplatz, wo der gedörrte Flachs auf Brechelbänken gebrochen wurde. Das kleine Gebäude stand in Obereck auf dem Grund des Haasecker-Hofs und war im Jahr für rund eine Woche in Betrieb. Es wurde von insgesamt zehn Anwesen gemeinschaftlich genutzt.

Gut zu wissen

Der im Herbst geerntete Flachs wurde zunächst getrocknet und geriffelt. Dabei trennte man mit Hilfe eines “Riffelkamms” die Stängel von den Samenkapseln. Die Stängel breitete man anschließend im Freien aus, wo Feuchtigkeit während der “Tauröste” die Fasern aus den Stängeln löste.

Im November wurde dann der Ofen in der Dörrstube eingeheizt. Der Ofen aus Obereck hat ein geschlossenes Gewölbe, der Rauch konnte durch die Schüröffnung entweichen. Ein Vorgewölbe sollte verhindern, dass der Flachs Feuer fängt. Sobald der Ofen heiß genug war, wurden die Flachsbündel im Nebenraum zwischen den hölzernen Auflagerstangen und der Stubendecke eingeschichtet. Zwölf Stunden später konnte man dann mit dem Brechen beginnen. Nach dem “Grobbrachen wurde der Flachs nochmals in der Dörrstube aufgeschichtet und anschließend “sauber gebrochen”.

Im Winter folgte schließlich das Hecheln, dabei wurden die Flachsbündel mit einem Hechelkamm in feine Fäden aufgeteilt und letzte Holzreste entfernt. Geräte wie den Hechelkamm stellten die Dorfhandwerker oder Bauern selbst her. Mit dem Hecheln endete schließlich die langwierige Flachsbereitung vom Stängel zur spinnfähigen Faser.