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Aufbau Hofanlage aus Oberzeitlbach

Bei der Hofanlage aus Oberzeitlbach (Hausname "Oberländer") bei Altomünster handelt es sich um einen Dreiseithof, bestehend aus Wohnhaus und Stallstadel, beide neu erbaut um 1783, und Remise aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Zu dem für die Region mittelgroßen landwirtschaftlichen Anwesen gehörten ca. 45 ha Fläche mit Äckern, Wiesen und Wald. Angebaut wurden Getreide, Kartoffeln und Rüben. Damit rückt eine für die Region typische landwirtschaftliche Nutzung in den Blick. Das Anwesen war bis 1979 bewirtschaftet.

Das Wohnhaus dieses Hofes ist das erste Architekturexponat an der Glentleiten, das aus dem nördlichen Oberbayern stammt. Mit den verputzten Ziegelwänden und dem hohen Sparrendach unterscheidet es sich deutlich von den bisher gezeigten Gebäuden.

Aufwändige Vorbereitungen

Mit dem Oberländer-Hof aus Oberzeitlbach kann Ihnen das Freilichtmuseum Glentleiten zukünftig ein Stück nördliches Oberbayern präsentieren. Bevor allerdings die historischen Bauteile an ihrem neuen Standort wieder zu einer kompletten Hofanlage zusammengefügt werden können, bedurfte es umfassender Vorbereitungen:

Gelände

Der ursprüngliche Standort des Hofs weist eine leichte Hanglage auf, was auf dem hügeligen Museumsgelände an der Glentleiten gut aufgegriffen werden kann. Dennoch waren neben dem Aushub der Baugruben weitere Erdarbeiten notwendig, um das Umfeld passend zu modellieren.

Wege

Der Oberländer-Hof wird in einem neuen Bereich des Museumsgeländes wiederaufgebaut, daher mussten und müssen noch komplett neue Wege angelegt werden – zunächst für die Baufahrzeuge, später dann für Besucherinnen und Besucher.

Keller/Fundamente

Um einen dauerhaften Erhalt der Gebäude zu gewährleisten, erhalten die einzelnen Gebäude im Museum ein modernes Fundament, im Falle des Wohnhauses sogar einen kompletten Keller.

Für Sie werden die meisten dieser Maßnahmen weitgehend unsichtbar sein, für den Schutz der Bauten und den Museumsbetrieb sind sie unerlässlich.

Stein auf Stein

Die Gegend um Altomünster ist reich an Tonvorkommen, daher hat das Ziegelwesen in der Region eine lange Tradition. Dies spiegelt sich in der regionalen Baukultur wider: Beim Oberländer-Hof sind alle drei Gebäude – Wohnhaus, Remise und Stallstadel – mit Vollziegeln gemauert.

Auch beim Wiederaufbau im Museum spielt dementsprechend das Ziegelmauerwerk eine zentrale Rolle. Unsere Museumshandwerker errichten das Kellergewölbe sowie die Außen- und Innenwände ausschließlich mit historischen Vollziegeln. Zum Einsatz kommt außerdem selbst hergestellter Kalkmörtel nach historischem Vorbild. Originales Mauerwerk, das beim Abbau im Ganzen geborgen worden war, erhält seinen ursprünglichen Platz und wird dazu zentimetergenau eingefügt.

Notwendige Reparaturen

Die Museumsschreinerin bei der Arbeit in ihrer Werkstatt
Die Museumsschreinerin bei der Arbeit in ihrer Werkstatt

Bei den Holzbauteilen musste die Glentleitner Museumschreinerin nach einer genauen Überprüfung im Einzelfall entscheiden, welche im Original wiederverwendet werden können, welche restaurierungsbedürftig sind oder nicht mehr eingebaut werden können.

Dies betraf zum einen die historischen Fenster und Türen, genauso wie die Holzbalken der Decken und der Dachkonstruktion. Zwar ist das Grundziel stets, möglichst viel originalen Bestand zu bewahren, für die Erhaltung ist es jedoch notwendig, an manchen Stellen nachzubessern. Für aufmerksame Besuchende wird das Nebeneinander von originalen und ausgetauschten Hölzern in Zukunft zumindest teilweise sichtbar bleiben.


Schadhafte Stellen am originalen Fensterrahmen wurden entfernt und durch neue Teile ersetzt.
Schadhafte Stellen am originalen Fensterrahmen wurden entfernt und durch neue Teile ersetzt.
Bei den Dachbalken wurden zum Großteil originale Bauteile verwendet. Einige jedoch mussten durch neue Balken ersetzt werden.
Bei den Dachbalken wurden zum Großteil originale Bauteile verwendet. Einige jedoch mussten durch neue Balken ersetzt werden.

Erzählcafé

Zum Erzählcafé in Oberzeitlbach kamen über 50 Personen.
Zum Erzählcafé in Oberzeitlbach kamen über 50 Personen.

Auch wenn das Wohnhaus und die Remise des Oberländer-Hofs bereits vor 30 Jahren abgebaut wurden, war es uns wichtig, die Menschen aus Oberzeitlbach über unsere Ideen und Planungen beim Wiederaufbau zu informieren. Außerdem wollten wir mit möglichen Zeitzeugen ins Gespräch kommen, die uns vielleicht noch wichtige Details zum Leben auf dem Dreiseithof erzählen konnten. Deshalb luden wir im März 2023 zu einem Erzählcafé ins Oberzeitlbacher Schützenheim. Die Einladung nahmen über 50 Einwohnerinnen und Einwohner an. Viele von ihnen hatten tatsächlich noch einen Bezug zum Hof und zur Familie Wagner und konnten uns mit Informationen, Erinnerungen und Anekdoten versorgen, die unsere bisherigen Erkenntnisse ergänzen und uns Maria, Kreszenz, Magdalena und Lenz Wagner noch greifbarer erscheinen lassen. 

Hebauf!

Seit Herbst 2023 hat das Wohnhaus wieder Decke und Dach.

Die Decke, die beim Abbau in fünf große Teile zerschnitten und von beiden Seiten mit Holzbalken gesichert wurde, konnte mit einem Kran in das Baustellenzelt eingehoben und an Ort und Stelle erfolgreich zusammengesetzt werden. Es handelt sich um eine sogenannte Lehmwickeldecke. Sie besteht aus Stecken oder dünnen Holzscheiten, die mit in Lehm getränktem Stroh umwickelt und zwischen den Deckenbalken eingenutet sind. In der Stube wurden zusätzlich von unten Fichtenäste aufgenagelt und verputzt.

Ein Deckenteil schwebt am Kranhaken durch die Luft.
Ein Deckenteil schwebt am Kranhaken durch die Luft.
Ein Deckenteil wird in die Baustelle eingehoben.
Ein Deckenteil wird in die Baustelle eingehoben.
Aufbau einer Lehmwickeldecke
Aufbau einer Lehmwickeldecke

Mit der Fertigstellung des historischen Dachwerks zieht das erste Sparrendach ins Museum ein. Beim Sparrendach sind jeweils zwei lange Balken, die sogenannten Sparren, oben miteinander verbunden und unten in einen Dachbalken eingezapft. Dadurch entsteht ein fest verbundenes Dreieck, das man Gespärre nennt. Für ein ganzes Dach werden mehrere solcher Gespärre hintereinander aufgereiht. Verstärkt wird die Grundkonstruktion durch einen „liegenden Stuhl“. Diese zusätzliche Stützkonstruktion vermeidet das Durchbiegen der Sparren und stabilisiert das Dachwerk in Längsrichtung.

Liegender Dachstuhl
Liegender Dachstuhl
Aufstellen des Dachstuhls
Aufstellen des Dachstuhls

Zum Aufrichten des Dachstuhls gehört natürlich auch ein traditioneller Hebauf: Neben Museumsdirektorin Julia Schulte to Bühne und dem Museumsteam, Bezirkstagspräsident Josef Mederer und Museumsreferent Thomas Schwarzenberger waren über 100 geladene Gäste anwesend, davon allein 40 aus Oberzeitlbach. Unter den Gästen befanden sich auch Bürgermeister Michael Reiter aus Altomünster und die stellvertretende Landrätin von Dachau, Marianne Klaffki.

Bauleiter Martin Wiedenbauer beim Richtspruch mit seinen Zimmerern und Maurern
Bauleiter Martin Wiedenbauer beim Richtspruch mit seinen Zimmerern und Maurern

Präsentationskonzept für die Remise

Bestimmen Sie mit!

Auch für die Remise, die in der Saison 2024 aufgebaut werden soll, laufen bereits die Planungen.

Die Remise soll künftig eine Ausstellung zu den 1970er Jahren beherbergen, da die gesamte Hofanlage in diesem Zeitschnitt präsentiert wird. Unser Wunsch ist es, die Sichtweise von Ihnen, unseren Besuchenden, einzubeziehen und vor allem jene Themen zu behandeln, die für Sie von besonderem Interesse sind. Daher haben wir auf dem Weg zum neuen Bauabschnitt einen Container aufgestellt, in dem ein Stimmungsbild abgefragt wird. Mithilfe kleiner Befragungszettel bieten wir Ihnen darüber hinaus die Möglichkeit, eigene Geschichten und Gedanken zu den 70ern festzuhalten und zu teilen. Außerdem möchten wir unsere Museumssammlung erweitern: Ein Sammlungsaufruf im Postkartenformat lädt Sie dazu ein, mit uns in Kontakt zu treten, falls Sie im Besitz museumsreifer Objekte aus den 1970er Jahren mit Bezug zum ländlichen Oberbayern sind und diese an uns abgeben würden.

Sollte dies der Fall sein, melden Sie sich gern per E-Mail (freilichtmuseum@glentleiten.de).

Besucherbefragung zu den 1970er Jahren
Besucherbefragung zu den 1970er Jahren