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Restaurierung "Schiebl"-Hof

Im Freilichtmuseum Glentleiten läuft derzeit ein ungewöhnliches Sanierungs- und Restaurierungsprojekt rund um das Wohnhaus aus Tyrlbrunn (Gemeinde Palling, Lkr. Traunstein, Hausname „Schiebl“, vgl. Bild 1).

Das Haus gehört zu den 13 historischen Gebäuden, die bereits seit dem Eröffnungsjahr der Glentleiten, also 1976, im Freilichtmuseum präsentiert werden und für die Öffentlichkeit zugänglich sind. Eine seiner Besonderheiten finden Sie im Obergeschoss: In drei Kammern sind faszinierende Wandmalereien zu bestaunen, entstanden 1691 und früher (vgl. Bild 2).

Nach mehr als 40 Jahren im Museum verlangt auch ein transloziertes Gebäude Instandsetzungsarbeiten, denn die alten Hölzer sind Wind und Wetter ausgesetzt und haben seit der Museumseröffnung mehr als 7 Millionen Besucher empfangen. Zudem weist der „Schiebl“ einige Konstruktionsdetails auf, die aus heutiger Sicht für die Statik problematisch sind. Deshalb sind längst der Stabilisierung dienende Maßnahmen erfolgt. Daraus resultieren unterschiedliche Aufgabenstellungen, denn eine punktuelle statische Veränderung kann Auswirkungen auf das Gesamtgefüge oder einzelne Komponenten des Gebäudes haben. Die Malereien sind dabei besonders fragil, da sie sich auf einer recht dünnen Putzschicht befinden, die wiederum direkt auf dem Blockbau des Gebäudes haftet. Es besteht also die Gefahr, dass sie durch stabilisierende Sanierungsarbeiten geschädigt werden könnten. Dies gilt es selbstverständlich zu vermeiden.

Eine der Restauratorinnen der Glentleiten ist innerhalb des Sanierungsprojekts für die Malereien zuständig. In einem ersten Schritt suchte sie alle Informationen zum Gebäude und den Malereien zusammen. Da in den Anfangszeiten des Museums viele Arbeitsschritte beim Ab- und Wiederaufbau oder bei Restaurierungen noch nicht so detailliert dokumentiert worden sind, war dies ein herausforderndes und zum Teil an Detektivarbeit erinnerndes Unterfangen. Vor allem das Zusammentragen von historischem Fotomaterial erwies sich im Hinblick auf den zweiten Arbeitsschritt, nämlich eine Zustandsbeschreibung der Malereien vor der Translozierung an die Glentleiten, als sehr ertragreich. Die Restauratorin verglich dafür historische Fotografien mit aktuellen Bildern. Die ältesten Schwarzweiß-Aufnahmen stammen aus dem Jahr 1936, zudem gibt es Farbfotografien, die den Zustand vor dem Abbau des Hauses dokumentieren und schließlich die Fotodokumentation des Wiederaufbaus in den späten 1970er Jahren. Damit ist nun nachvollziehbar, welche Stellen noch dem historischen Zustand entsprechen und was bei Restaurierungen ergänzt wurde.

Die Überarbeitungen folgten in der Regel dem historischen Vorbild, doch kam es - aus heutiger Sicht - zu einer unsachgemäßen Restaurierung in den 1970er Jahren. Besonders augenfällig ist ein Vergleich der Fotografien, wenn man sich eine Drachendarstellung im Raum 1.02 ansieht. Auf einem Schwarz-Weiß-Bild von 1936 ist deutlich zu erkennen, dass sich der von St. Georg verwundete Drache auf die Hinterbeine stellte und dem Heiligen im Angriffsmodus entgegentrat. Damit ist die Darstellung weit dramatischer als im heutigen Zustand, denn hier sitzt das Fabelwesen mit seinen Hinterbeinen auf der Erde, nur die Vorderbeine sind in die Luft erhoben. Dieser Befund ist so zu deuten, dass zurzeit der Restaurierung die Malerei an dieser Stelle eine große Fehlstelle aufwies. Dem damaligen Restaurator stand die historische Schwarz-Weiß-Aufnahme nicht zur Verfügung und so ergänzte er die Reste zu einem für ihn plausiblen Bild: die Bestie ist besiegt (vgl. Bild 3).

Derzeit wird der aktuelle Zustand der Malereien hinsichtlich ihrer Materialität erfasst. Das umfasst auch die Dokumentation von Fehlstellen und verminderter Haftung der Mal- und Putzschicht auf den Blockwänden (vgl. Bild 4). All diese Vorarbeiten werden schließlich mitentscheidend für die Planung von konkreten Sanierungsmaßnahmen im Wohnhaus aus Tyrlbrunn sein.