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05.09.2014

07.09.2014: Eröffnung eines Sägewerks im FLM Glentleiten

Ein Sägewerk zum Hören und Sehen
Freilichtmuseum Glentleiten eröffnet am Handwerkertag sein neuestes historisches Gebäude

 

Großweil, 4. September 2014 – Der erste Sonntag im September ist an der Glentleiten traditionell alten Berufen und Techniken vorbehalten. So auch heuer. Am 7. September finden sich in der Einrichtung des Bezirks Oberbayern über 30 Handwerker ein, die ihr Können zeigen. Höhepunkt des Tages ist die Eröffnung eines neuen Gebäudes, des Sägewerks aus Schönegg (Gde. Dietramszell, Lkr. Bad Tölz-Wolfratshausen). Mit ihm wird an der Glentleiten nun ein typisches Beispiel für einen kleinen Familienbetrieb zu sehen sein, wie er im ländlichen Oberbayern noch bis in die 1960er Jahre hinein üblich war.

 

Zweifache "Translozierung" – zur Geschichte des Sägewerks Schönegg
Als das Sägewerk 2008 in Schönegg von den Mitarbeitern des Freilichtmuseums abgebaut wurde, war dies nicht der erste "Umzug" des Gebäudes. Ursprünglich hatte es der Zimmererpolier Andreas Hainz 1928 in der Nähe der Wallfahrtskirche St. Leonhard gut 1,3 km nördlich von Schönegg errichtet. Er beschäftige dort zwei bis drei Gesellen. Da in den Keller mit der Antriebstechnik im Winter wohl immer wieder Hochwasser eindrang, entschloss man sich 1948, die Säge an anderer Stelle wieder zu errichten. Mit diesem Schritt ging auch ein Wechsel in der Betriebsführung einher: Der Familienbetrieb wurde nun an Georg Hubmann, einen großen Bauunternehmer aus München, verpachtet. Dieser ließ dort von einem Sägemeister und mehreren Mitarbeitern im Lohnschnitt Bauholz und Schreinerware schneiden. 1966 musste Hubmann Konkurs anmelden. In der Folge nutzte die Besitzerfamilie das Sägewerk nur mehr sporadisch für den Eigenbedarf. Die Tochter von Andreas Hainz, Anna, hatte 1950 den Schreiner Josef Ostermayer geheiratet, der den Betrieb seines Schwiegervaters, bestehend aus Zimmerei, Schreinerei und Sägewerk, übernahm. In der Hauptsache betrieb er die Schreinerwerkstatt.

2008, im Alter von 88 Jahren, bot Josef Ostermayer schließlich sein altes Sägewerk dem Freilichtmuseum an, weil er dem Abriss des Gebäudes und der Verschrottung des Gatters und der Maschinen zuvor kommen wollte. Die Entwicklung von Sägewerken hatte in der Zwischenzeit natürlich längst eine andere Richtung genommen, weg von kleinen Betrieben mit ein bis zwei Gattern hin zu sogenannten Sägestraßen. Die technische Ausstattung mit einem Esterer Sägegatter von 1927, Elektromotor, Schleifmaschine, Doppelsäumer und Kappsäge stammt aus der letzten Innovationsphase in den 1950er Jahren.

Durch die Vollständigkeit und den guten Erhaltungszustand der technischen Ausstattung ist das neue historische Gebäude ein rares bauliches Dokument kleingewerblicher Familienbetriebe, wie sie bis in die 1960er Jahre typisch waren für das ländliche Oberbayern. Das Esterer Sägegatter aus dem Jahr 1927 sowie die übrigen Maschinen sind nach jahrzehnte-langem Dornröschenschlaf wieder voll funktionsfähig, so dass im Museum nun Holz aus den eigenen Waldbeständen verarbeitet werden kann. Für die Besucher wird der "Arbeitsplatz Sägewerk" täglich durch einen achtminü-tigen Film erlebbar, bei dem neben den Bildern die Akustik eine wesentliche Rolle spielt. Mit der Fertigstellung des Sägewerks erfährt die Baugruppe "Technik und Gewerbe" im Freilichtmuseum Glentleiten nun eine Abrundung.

Programm Handwerkertag
Neben der Präsentation des Sägewerks können die Besucher am Sonntag auch eine mobile Vollgattersäge in Aktion erleben und auch die Säge aus Potzmühle, die den vorindustriellen Stand der Technik zeigt, wird in Betrieb sein. Darüber hinaus werden viele weitere Handwerksberufe aus längst vergangener Zeit vorgeführt, z.B. Sattlerei, Lederhosenflicken, Trachtenschneiderei oder Schmiedekunst. Die Handwerker und Vorführer stehen gern Rede und Antwort und zeigen ihr Können. Für Kinder gibt es offene Werkstätten (filzen, Seife herstellen und Lederarmbänder punzieren). Einen Ausblick auf das moderne Handwerk gibt das Bildungszentrum Weilheim der Handwerkskammer für München und Oberbayern – es präsentiert sich mit Schreinern, Zimmerern, Lackierern und Malern.

 
Historisches Bild aus dem Sägewerk
Historisches Bild aus dem Sägewerk
 

Ein historisches Bild aus dem Sägewerk in Schönegg; beim Sägegatter handelt es sich noch um ein Vorgängermodell des im Freilichtmuseum zu sehenden Gatters.
Bildquelle: Archiv FLM Glentleiten
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Esterer Sägegatter von 1927
Esterer Sägegatter von 1927
 

Das Esterer Sägegatter stammt aus dem Jahr 1927 und wurde gebraucht gekauft erst in den 1950er Jahren im Sägewerk eingesetzt.
Bildquelle: Archiv FLM Glentleiten
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  Pressekontakt:     
   
  Dr. Melanie Bauer
  Freilichtmuseum Glentleiten
des Bezirks Oberbayern
  An der Glentleiten 4, 82439 Großweil
  Telefon: 08851/185-37
  Mail:  Melanie.Bauer@glentleiten.de
  www.glentleiten.de