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08.05.2020

"Utopie Landwirtschaft"

Neue Sonderausstellung im Freilichtmuseum Glentleiten bis 12. Juli 2020

Großweil, 8. Mai 2020 – Das Freilichtmuseum Glentleiten des Bezirks Oberbayern zeigt die Sonderausstellung „Utopie Landwirtschaft“. Sie ist bis 12. Juli in der Zollingerhalle des Museums zu sehen und erzählt von Erfolgs- und Irrwegen der Landwirtschaft in den letzten 200 Jahren. Skizziert werden gesellschaftliche und soziale Wunschbilder, aber auch gewagte technische Entwürfe bis hin zu aktuellen Visionen einer künftigen Agrarwirtschaft und Ernährungsweise. Arbeiten des Künstlers Thomas Neumaier absurde Verfremdungen alltäglicher Gegenstände und „nicht realisierte Erfindungen” regen darüber hinaus zum gedanklichen Spiel mit den Möglichkeiten an.

Ausgangspunkt der Ausstellung sind die agrarischen Utopien im  Zeitalter der Aufklärung. Sie betreffen sowohl Forderungen nach Freiheits- und Besitzrechten für Bauern als auch nach der Umsetzung neuer Methoden in der agrarischen Praxis. Der Bogen wird weiter gespannt über das 19. Jahrhundert mit der Verbreitung der Dampfmaschine und deren Möglichkeit, schwere körperliche Arbeit durch ihren Einsatz obsolet werden zu lassen. Beleuchtet werden auch Beispiele, in denen die Utopie zum realen Albtraum wurde, etwa die gewaltsame Umsetzung eines Wunschbildes von einer kollektiven Landwirtschaft in den kommunistischen Staaten UDSSR und Volksrepublik China, die im 20. Jahrhundert zu gigantischen Hungerkatastrophen führten. Schließlich werden gegenwärtige Utopien in den Blick genommen: Wie kann der „Bauernhof 4.0“ aussehen? Ist eine völlig land- und tierlose Nahrungserzeugung eine absurde Idee oder möglicherweise bald Wirklichkeit?

Frappierend erscheint, dass so manche einstmals belächelte Vision zum Teil von der heutigen Wirklichkeit bereits weit überholt wurde. Dass Kühe etwa frei darüber entscheiden, wann sie gemolken werden und dass diese Aufgabe eine Maschine und nicht mehr der Mensch per Hand erledigt, davon träumte nicht einmal der kühnste Denker der Aufklärung.

Künstlerische Interventionen

nmitten der historischen Exponate, Filme, Modelle und Schautafeln treffen die Besucherinnen und Besucher der Ausstellung auch auf künstlerische Interventionen von Thomas Neumaier. Der in Ingolstadt und Berlin lebende Künstler (* 1948) schuf Objekte, Fotoarbeiten und Installationen, die landwirtschaftliche Geräte und Alltagsgegenstände auf unterschiedliche Weise verfremden und häufig mit einem Augenzwinkern auf Möglichkeiten und Erfindungen aufmerksam machen, an die bislang noch niemand gedacht hat. So findet sich das erste seiner Objekte noch vor der Zollingerhalle im Freien quasi als „Eyecatcher“: Es handelt sich um einen alten Traktor, der mit den Rotorblättern eines Hubschraubers versehen wurde. Der Titel lautet: Feldhubschrauber.

Gemeinschaftsprojekt

Die Sonderschau ist ein gemeinsames Ausstellungsprojekt sechs bayerischer Museen – des Bauerngerätemuseums Ingolstadt-Hundszell, des Oberpfälzer Freilandmuseums Neusath-Perschen, des Bauernmuseums Bamberger Land Frensdorf, des Oberfränkischen Bauernhofmuseums Kleinlosnitz, des Museums KulturLand Ries Maihingen und des Freilichtmuseums Glentleiten des Bezirks Oberbayern.

Publikation

Zur Ausstellung ist ein umfangreicher Begleitband erschienen. Er bietet vertiefende Einblicke in die Themen der Sonderschau und ist im Museumladen oder im Buchhandel erhältlich (19,50 Euro, ISBN 978-3-932113-79-6).