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anders beTRACHTet

Werkausstellung in der Sammlung Tracht - Gwand - Mode 

am Standort in Benediktbeuern

Tracht ist lebendig – sie verändert sich, passt sich an und wird von jeder Generation neu interpretiert. Die Ausstellung anders beTRACHTet lädt dazu ein, traditionelle Kleidung aus ungewohnten Blickwinkeln zu entdecken und sich mit ihren vielfältigen Erscheinungsformen auseinanderzusetzen.

Mehr als nur ein Kleidungsstück, erzählt Tracht Geschichten und spiegelt gesellschaftliche Entwicklungen wider. Die Wortbedeutung hat sich gewandelt von dem, „was getragen wird“ oder „die Art, wie es getragen wird“ (althochdeutsch draht, mittelniederdeutsch dracht) – bis zur modernen Vorstellung einer überlieferten Kleiderordnung.

Diese Ausstellung öffnet den Raum für neue Perspektiven – schauen Sie genau hin!

Als Eröffnungsausstellung nach dem Umbau und erste Präsentation der Sammlung Tracht – Gwand – Mode des Freilichtmuseums Glentleiten in Benediktbeuern stellt anders beTRACHTet grundlegende Fragen:
Was genau verstehen wir unter Tracht? Wo begegnet sie uns im Alltag? Wer trägt Tracht und aus welchen Gründen? Ist sie ein Zeichen von Zugehörigkeit, Verkleidung oder modisches Statement? Und wer entscheidet eigentlich, was Tracht ist?

Die Ausstellung lädt dazu ein, genau hinzusehen – und das vermeintlich Vertraute mit neuen Augen zu betrachten.

Im Mittelgang zeigt die Ausstellung historische Kleidungsstücke auf ungewohnte Weise: Manche werden auf links gedreht präsentiert, sodass das üblicherweise verborgene sichtbar wird: ein aus vielen Stoffen zusammengestückeltes Innenfutter, Nähte, die zeigen, dass das Kleidungsstück weiter gemacht wurde und versteckte Taschen, die einen ganz bestimmten Zweck erfüllen. Besonders eindrucksvoll ist eine Wand mit über 60 Riegelhauben, die auf den ersten Blick gleich wirken, bei genauerem Hinsehen jedoch ihre ganz eigenen Charakteristika offenbaren. Hier spiegelt sich sowohl die hohe Handwerkskunst als auch die stetige Veränderung wider.

An den Außenwänden nimmt die Ausstellung Tracht bewusst aus ihrem lokal vertrauten Kontext heraus: Faschingsdirndl für Männer, Lederhosen, die gar keine sind, oder Playmobilfiguren, die als urbayerische Traditionsfamilie auftreten.

Wie entsteht das Bild von bayerischer Tracht – besonders außerhalb Oberbayerns? Heimatfilme und romantisierte Darstellungen des Landlebens prägen unsere Wahrnehmung und zeigen, wie wandelbar und vielschichtig Tracht sein kann. Genau hier setzt die Diskussion an: Welche Vorstellungen verbinden wir mit Tracht, und welche Bedeutung hat sie für jeden Einzelnen?

Die Ausstellung möchte dazu anregen, gewohnte Blickmuster zu hinterfragen und in einen Dialog über den Begriff „Tracht“ zu treten. Ob man dabei ins Schwärmen gerät, sich wundert oder schmunzelt – entscheidend ist, dass Besuchende eine eigene Haltung entwickeln können. anders beTRACHTet zeigt, dass es nicht die eine, einzig gültige Sicht auf Tracht gibt, sondern unzählige Möglichkeiten, sie neu zu denken und zu erleben.

Die Ausstellung präsentiert einen Querschnitt der Sammlung Tracht – Gwand – Mode des Freilichtmuseums Glentleiten, die in Benediktbeuern ein neues Depot erhalten hat. Mit rund 20.000 Objekten dokumentiert sie die Kleidung der Menschen im ländlichen Oberbayern und beleuchtet deren Bedeutung und Wahrnehmung – auch über Bayern hinaus. Die Sammlung bewegt sich dabei genau in dem Spannungsfeld, das die Ausstellung thematisiert: zwischen Mode und Tracht, zwischen Tradition und Wandel. Derzeit wird der Bestand umfassend inventarisiert, um ihn langfristig auch online zugänglich zu machen.

Neben der Ausstellung lädt einmal im Monat der Textilsalon mit Vorträgen, Kursen und weiteren Angeboten dazu ein, sich mit der Materie aus unterschiedlichen Perspektiven zu beschäftigen.