Eine Tankstelle auf Reisen - Bautagebuch
Vom Unterzeichnen des Übernahmevertrags im Dezember 2019 bis zur Eröffnung des Gebäudes im Museum am 30. September 2021 vergingen keine zwei Jahre. Hier können Sie den Ab- und Wiederaufbau dieses bislang jüngsten Architekturexponats an der Glentleiten noch einmal zurückverfolgen.
Eröffnung
Die Zapfsäulen sind montiert und die Betonblumenkübel bepflanzt, der Öldosenschrank ist mit originalen Gasolin-Öldosen bestückt und auch die Kanne für das Zweitaktgemisch steht auf ihrem angestammten Platz auf der Tankinsel: Die Arbeiten sind abgeschlossen, die Gasolin-Tankstelle aus Brem präsentiert sich wieder im Zustand des Jahres 1965 – nur diesmal im Freilichtmuseum Glentleiten.
Am 30. September 2021 konnten sich gemeinsam mit Bezirkstagspräsident Josef Mederer der ehemalige Besitzer Josef Meier, seine Familie sowie viele weitere Ehrengäste vom fertigen Ergebnis überzeugen. Feierlich wurde an diesem Tag das jüngste Exponatgebäude des Freilichtmuseums eröffnet, stimmungsvoll mit Dixieland-Musik und passenden Oldtimern.Seither können Sie eintauchen in die Zeit des „Wirtschaftswunders“, in die Zeit der allgemeinen Massenmotorisierung, in die Zeit der ausgefallenen Farben, Formen und Materialien.
Finale
Der Aufbau ist abgeschlossen, nun ist der „Gasolin-Zustand“ von 1965 wiederhergestellt. Dazu bekam das gesamte Gebäude seine ursprüngliche rot-weiße Farbgebung, ein ausladender Stander nach historischem Vorbild weist die Ankommenden schon bei der Anfahrt zur Glentleiten auf die Tankstelle hin und auf der Tankinsel leuchten historische Zapfsäulen in Gasolin-Rot. In einem letzten Schritt erhielt das Kassenhäuschen seine Ausstattung zurück – passend zum Zeitschnitt 1965 und nach intensiver Befragung der ehemaligen Besitzer.
Die Tankstelle hatte im Lauf ihrer Geschichte bereits mehrere Farben, im Museum erstrahlt sie wieder in Weiß und Rot.
Passend zum gewählten Zeitschnitt 1965 weist ein ausladender Stander auf die Tankstelle hin.
Zwei Zapfsäulen, dazu ein Öldosenschrank und ein Ölkabinett zieren die Tankinsel.
Wie am alten Standort steht die Diesel-Zapfsäule separat unter freiem Himmel.
Im hinteren Lagerraum findet der originale Kompressor seinen angestammten Platz.
Der kleine Kassenraum wird wieder gut gefüllt – ganz so wie 1965.
Der Endspurt beginnt
Der Wiederaufbau unserer Gasolin-Tankstelle rückt seinem Abschluss sichtbar näher: Der Sockel um das Tankwarthäuschen und die zentrale Tankinsel, auf der künftig wieder die Zapfsäulen stehen, werden betoniert. An die Unterseite des Flugdachs montierten wir die originalen Neonröhren. Auch im unmittelbaren Umfeld geht es voran: Etwas abseits vom Tankstellengebäude, wo nach historischem Vorbild eine Diesel-Zapfsäule aufgestellt wird, entsteht ein betonierter kleiner Stellplatz. Und zur Zufahrtsstraße hin haben wir den provisorischen Bauzaun durch einen dauerhaften Metallzaun ersetzt, der bei Veranstaltungen einfach abmontiert werden kann.
Auf der betonierten Tankinsel werden später die Zapfsäulen montiert.
Gut zu erkennen sind die Tankinsel sowie der nun umlaufende Sockel um das Tankwarthäuschen.
Probeweise wurden die historischen Zapfsäulen schon mal aufgestellt.
Dank der erhaltenen, vollfunktionsfähigen Beleuchtung erstrahlt die Tankstelle bei Bedarf auch nachts.
Eine kleine betonierte Stellfläche, direkt dahinter wird eine Diesel-Zapfsäule stehen.
Der neue Metallzaun lässt sich für Veranstaltungen leicht abbauen, damit die Tankstelle mit Oldtimern angesteuert werden kann.
Der Vorhang wird gelüftet
Nach dem Verputzen der Tankstelle geht es bereits an die Kosmetik: Die Dachrinne wird Gasolin-rot, das Flugdach strahlend weiß. Anschließend kann das Baugerüst entfernt werden, was zum ersten Mal einen weitgehend unverstellten Blick auf das gesamte Gebäude ermöglicht. Im Inneren wird der Fußboden wieder mit den zeittypischen Kunststeinplatten gefliest. Und mit der frisch geteerten Zufahrt erhält die Tankstelle ihren Anschluss an die öffentliche Straße.
Weißes Dach und rote Dachrinne, die Tankstelle hat zum Teil schon wieder ihre ursprüngliche Farbgebung.
Das Baugerüst ist weg, der erste freie Blick auf die wiederaufgebaute Tankstelle.
Der Innenraum erhält seine zeittypischen Kunststeinfliesen wieder.
Die Zufahrt ist asphaltiert, die Tankstelle damit an die Straße angeschlossen.
Dichtes Dach und glatte Wände
Nach den Arbeiten im Umfeld der Tankstelle rückt nun das Gebäude selbst wieder in den Fokus: Das ausladende Flugdach, das bisher nur durch eine Folie geschützt war, erhält wie am ursprünglichen Standort ein solides Blechdach, außerdem wird wieder eine charakteristische eckige Dachrinne installiert. Auf der Unterseite des Daches verschwindet das Streckmetall unter einer glatten Putzschicht. Am Kassenhäuschen haben sich durch die Versetzung in Großbauteilen die originalen Putzschichten großflächig erhalten, hier müssen nur wenige Fehlstellen ergänzt werden.
Das Flugdach erhält wie am alten Standort eine schützende Blechhaut.
Auch die auffallend eckige Dachrinne orientiert sich am originalen Vorbild.
Erste Putzschicht am Übergang von der originalen Pilzsäule zum neu aufgebauten Flugdach.
Am Ende wirkt das Dach wieder wie aus einem Guss.
Am Kassenhäuschen müssen nur wenige Stellen neu verputzt werden.
Die Tankstelle aus Brem nimmt immer mehr Form an.
Es geht wieder los
Das wechselhafte Wetter ließ bis Ende April nur wenige Arbeiten an der Tankstelle zu, aber jetzt rührt sich wieder was auf der Baustelle. Das Tankstellengebäude erhält seinen Kamin zurück. Auffallender sind die Arbeiten im unmittelbaren Umfeld: Versorgungsleitungen werden verlegt, entlang der Straße eine Regenrinne gepflastert und die sog. Werbeinsel mit Randsteinen eingefasst.
Aus dem Flugdach ragt nun wieder der originale Kamin.
Leerrohre für Strom- und Datenleitungen sind verlegt.
Durch die gesetzten Randsteine ist die Werbeinsel der Tankstelle bereits gut zu erkennen.
Eine gepflasterte Regenrinne trennt das Museumsgelände von der Zufahrtsstraße.
Winterruhe
Auf die hölzernen Dachlamellen wird von unten eine Sparschalung genagelt.
Auf der Sparschalung wird das Streckmetall befestigt, das zukünftig als Putzträger dient.
Vorsichtig wird mit dem Sandstrahler die oberste Farbschicht entfernt.
Unter Dach und Fach
Dank des schönen Wetters geht der Tankstellenaufbau auch im Spätherbst noch gut voran. Nachdem die originalen Holzbinder in die stählerne Dachkonstruktion eingestellt wurden, erhält das Flugdach eine Bretterschalung und darauf eine schützende Folie. Gleichzeitig wird das Tankwarthäuschen bis zum Dach aufgemauert und so die letzte Lücke geschlossen. Der Rohbau steht also, eine wichtige Etappe ist geschafft!
Die originalen schmalen Holzbinder sind wieder in die originale Stahlkonstruktion eingestellt.
Dank der sorgfältigen Nummerierung beim Abbau ist die Zuordnung der einzelnen Bauteile kein Problem.
Die Stahl-Holz-Konstruktion des Flugdachs erhält wieder eine Bretterschalung, auf die später noch eine Blecheindeckung nach historischem Vorbild montiert wird.
Die Lücke zwischen originalem Tankwarthäuschen und Flugdach schließt sich wieder.
Geschafft! Der Rohbau steht, Zeit für ein kleines Richtfest unter Corona-Bedingungen.
Stahlbau
Mit dem Flugdach erhält die Tankstelle ihr charakteristisches Aussehen. Der Aufbau des Grundgerüsts geht zügig voran, in einem Tag sind alle Stahlträger und gebogenen Stahlprofile miteinander verschraubt. Bei den großen Stahlbauteilen handelt es sich um die Originalbauteile aus Brem, die lediglich aus konservatorischen Gründen neu grundiert wurden.
Als Korrosionsschutz erhalten die originalen Stahlbauteile eine neue Grundierung.
Wie bei einem überdimensionalen Puzzle fügen sich die einzelnen Stahlbauteile wieder zu einem Dach zusammen.
Das Flugdach ist wieder fest verschraubt mit der zentralen Dachsäule.
Die senkrechten Stahlstützen, die für den Transport abgeschnitten werden mussten, werden wieder zusammengeschweißt.
Es geht weiter voran
Tankwarthäuschen und zentrale Dachsäule stehen inwischen an ihrem Platz. Bevor nun das ausladende Flugdach die Tankstelle wieder komplettiert, sind noch ein paar Arbeiten zu erledigen: Zum einen werden die versetzten Großbauteile fest im Fundament verankert, zum anderen erhält die Tankstelle bereits ihre betonierte Fahrbahn. Abschließend wird die Tankstelle eingerüstet, damit die einzelnen Stahlteile des Flugdaches wieder montiert werden können.
Tankwarthäuschen und Fundament sind mittlerweile durch einen Betonsockel fest miteinander verbunden.
Das Feld ist abgesteckt und bereit zum Betonieren der Fahrbahn.
Vertikal durchgehende Stahlprofile verankern das Tankwarthäuschen zusätzlich mit dem Fundament.
Damit die Fahrbahn eine griffige Oberfläche erhält, wurde der noch feuchte Beton aufgeraut. Man bezeichnet diese Oberflächenbehandlung auch als „Besenstrich“.
Das Baugerüst steht, nun kann der Aufbau des Daches beginnen.
Altes Tankwarthäuschen an neuem Ort – zweiter Teil
Es wächst wieder zusammen, was zusammengehört: In der Vorwoche wurde bereits der hintere Teil des Tankwarthäuschens an seinen endgültigen Platz gehoben, nun folgt der vordere Teil. Wieder kommt ein Autokran zum Einsatz, um den Kassenraum passgenau auf die Bodenplatte und an den hinteren Lager- bzw. Toilettenraum zu positionieren. Ebenfalls mit dem Autokran kommt die zentrale Dachsäule an ihren vorgesehenen Platz. Mit etwas Fantasie lässt sich jetzt schon erkennen, was das große Puzzle zukünftig ergeben wird.
Mit dem Autokran wird das zweite Großbauteil an seinen Platz gehoben.
Aus zwei mach wieder eins: Passgenau wird das Tankwarthäuschen wieder zusammengefügt.
Nach dem Tankwarthäuschen schwebt die zentrale Dachsäule ein.
Die Großbauteile sind an ihrem Platz, damit ist die Arbeit des Autokrans erledigt.
Der gläserne Kassenbereich entpackt und die Dachsäule gesichert, der Aufbau kann in die nächste Phase gehen
Altes Tankwarthäuschen an neuem Ort – erster Teil
Mit Vollendung des Fundaments kann der eigentliche Wiederaufbau der historischen Tankstelle angegangen werden. Der Aufbau erfolgt dabei in umgekehrter Reihenfolge zum Abbau, d. h. den Anfang macht der hintere Teil des Tankwarthäuschens. Wie beim Abbau braucht es einen Autokran, um das 16 Tonnen schwere Bauteil zentimetergenau auf der Bodenplatte zu platzieren. Anschließend wird die Lücke zwischen neuer Bodenplatte und historischem Bauteil ausgemauert, um dann die Transportschienen herausnehmen zu können.
Das wenige Wochen zuvor auf dem Bauplatz abgestellte Großbauteil wird mit dem Autokran an seinen endgültigen Platz gehoben.
Mit Leichtigkeit verfrachtet der Autokran den hinteren Teil des historischen Tankwarthäuschens auf die neue Bodenplatte.
Beim Setzen des Bauteils ist Präzision gefragt, schließlich sollen sich am Ende alle Bauteile wieder perfekt zu einem Gebäude zusammenfügen.
Noch „schwebt“ das Bauteil über dem Fundament, die schweren Transportschienen liegen auf provisorischen Stützen auf.
Die Lücke zwischen historischem Bauteil und modernem Fundament wird ausgemauert, um anschließend die Transportschienen entfernen zu können.
Die Transportverpackung ist entfernt und der vordere Bereich der Bodenplatte bereits vorbereitet, das zweite Großbauteil kann also bald versetzt werden.
Das Bett wird bereitet
Damit die historische Tankstelle im Museum dauerhaft und sicher präsentiert werden kann, braucht es einen stabilen Unterbau. 1,20 Meter misst das eisenbewehrte Fundament, um eine frostsichere Gründung zu gewährleisten. Zu sehen ist davon später nichts mehr, denn bis zur Versetzung des ersten Großbauteils verschwindet alles unter einer Erd- und Kiesschicht.
Das Streifenfundament erhält eine solide Eisenarmierung, schließlich soll das Tankwarthäuschen sicher stehen.
Die auffallenden Metallhülsen nehmen später die Stahlträger des Tankstellengebäudes und des Flugdaches auf.
Die Verschalung für das Fundament wächst in die Höhe.
Auf das Streifenfundament wird eine Bodenplatte betoniert, auf der zukünftig das Tankwarthäuschen steht.
Abschließend wird das Gelände aufgefüllt, der graue Betonkubus verschwindet unter einer Erd- und Kiesschicht.
Der Wiederaufbau beginnt
Noch deutet nichts auf eine Tankstelle hin, aber die ersten Arbeiten haben begonnen, ein paar Sträucher müssen weichen.
Mit schwerem Gerät wurde die Humusschicht abgetragen, die Rohre für die Regenentwässerung liegen schon bereit.
Mit einer Kiesschicht versehen ist der Bauplatz bereit für die Fundamente. Noch ist ein deutlicher Niveauunterschied zur Straße erkennbar.
Der Bauplatz ist bereitet und das Kassengebäude abgesteckt, der Wiederaufbau kann beginnen.
Aufladen, losfahren, abladen – zweiter Teil
Finale in Unterwössen: Das letzte Bauteil der Tankstelle macht sich auf den Weg ins Museum. Stolze 16 Tonnen bringt der hintere Teil des Tankwarthäuschens auf die Waage. Aber ohne Probleme hebt der Autokran das sorgfältig mit Holz und Stahlprofilen stabilisierte Ziegelmauerwerk vom Fundament. Mit dem Tieflader geht es dann ins Museum. Dort wartet nun die Tankstelle in mehrere Teile zerlegt auf ihren Wiederaufbau.
Die Museumshandwerker bereiten das verbliebene Stück des Tankwarthäuschens für den Transport vor.
Um den kompletten Gebäudeteil in einem Stück anheben und versetzen zu können, wurde das Mauerwerk zuvor mit massiven Stahlprofilen unterfangen.
Für einen sicheren Transport erhielt das Mauerwerk innen und außen eine hölzerne Aussteifung.
Sicher verladen und fest verzurrt tritt das letzte Stück Tankstelle seinen Weg ins Museum an.
Alle Bauteile der Tankstelle lagern nun auf dem Museumsgelände, der Wiederaufbau kann beginnen.
Was am Standort von der einstigen Tankstelle bleibt, ist das abgesägte Fundament. Und auch diese Reste werden bald einer Grünanlage weichen.
Aufladen, losfahren, abladen – erster Teil
Ein spannender Moment für alle Beteiligten: Das erste Großteil, der vordere Kassenbereich des Tankwarthäuschens, wird verladen und abtransportiert. Dank einer akribischen Vorbereitung geht alles reibungslos und zügig vonstatten. Der Autokran hebt den Gebäudeteil vorsichtig vom Fundament auf den Tieflader und sicher verpackt geht es dann auf die Glentleiten.
Ein Haus am Haken: Die Museumshandwerker hängen den vorderen Teil des Tankwarthäuschens an den Kran an.
Spielerisch hebt der Autokran das 6,5 Tonnen schwere Bauteil vom Fundament weg.
Durch das Zersägen fehlt dem Kassenbereich die Rückwand. Da es sich aber um eine Stahlkonstruktion handelt, ist das ganze Bauteil in sich trotzdem stabil.
Für den Transport wird der offene Raum provisorisch mit Brettern verschlossen.
Wohlbehalten nähert sich die wertvolle Fracht dem Museum.
Auf dem Museumsgelände wird das Bauteil nun zwischengelagert, bis der Bauplatz am neuen Standort für den Wiederaufbau vorbereitet ist.
Zersägt und verpackt
Der finale Abbau beginnt, das Tankwarthäuschen wird für den Abtransport ins Museum vorbereitet. Dazu zersägen Experten das kleine Gebäude in zwei Teile, die dann – gut verpackt – im Ganzen verladen und mit dem Tieflader ins Museum gebracht werden. Diese sog. Ganzteiltranslozierung ist ein aufwendiges und herausforderndes Verfahren, ermöglicht es aber, möglichst viel der originalen Bausubstanz zu erhalten.
Mit einer speziellen Betonsäge trennen Experten das Tankwarthäuschen vom Fundament.
In einem zweiten Schritt wird der vordere Kassenbereich vom hinteren Lagerbereich abgeschnitten.
Massive Stahlstreben stabilisieren den vorderen Kassenbereich innen und außen beim Transport.
Abschließend erhält die filigrane Glasfassade noch eine schützende Holzverkleidung und ist dann für den Abtransport bereit.
Ein Flugdach macht den Abflug
Sorgsam demontieren die Museumshandwerker das ausladende Flugdach, das einst tankende Autofahrer vor Wind und Wetter schützte. Im Museum wird es dann unter weitgehender Verwendung der originalen Bauteile wiederhergestellt. Dabei erhält die fragile Konstruktion noch eine statische Ertüchtigung, schließlich soll die Tankstelle am neuen Standort auf Dauer den Wind- und Schneelasten trotzen.
Von Beton keine Spur: Unter dem Blechdach kommt eine Holz-Stahl-Konstruktion zum Vorschein. Das verputzte Streckmetall ist von unten an die Holzbinder angenagelt.
Jeder Holzbinder bekommt eine Abbaunummer, damit er beim Wiederaufbau im Museum wieder seinen ursprünglichen Platz einnehmen kann.
Die Holzbauteile sind entfernt, so dass das tragende Stahlskelett gut erkennbar ist.
Nachdem die Schrauben gelöst sind, lässt sich die Stahlkonstruktion einfach in Einzelteile zerlegen und abtransportieren.
Als letztes Teil des Daches wird die zentrale Säule abtransportiert. Auch hier wieder gut zu erkennen: Kaum Beton, stattdessen viel Eisen.
Der Abbau beginnt
Endlich geht es los, die Tankstelle in Brem wird abgebaut. Auf dem ausladenden Flugdach beginnen die Arbeiten.
Vorsichtig entfernen die Museumshandwerker das rostige Blechdach und finden darunter – erstaunlich viel Holz! Denn was der Betrachter zunächst für einen reinen Betonbau hält, entpuppt sich als filigrane Konstruktion aus Holzbrettern und Stahlträgern.
Der Kamin, gut eingepackt, in einem Stück ins Museum.
Den Farben der Vergangenheit auf der Spur
Das Baugerüst steht, der Abbau der Tankstelle aus Brem kann beginnen. Zuvor hat Restauratorin Maria Wimmer die Oberflächen des Gebäudes genauer untersucht und ihren Zustand dokumentiert. Die unterschiedlichen Farbschichten erzählen die Geschichte, bei welcher Firma die Reisenden hier früher tanken konnten.
- Die unterste und damit älteste Schicht ist rot, die Firmenfarbe der Gasolin AG.
- Es folgen Schichten in den Farben Dunkel- und Hellblau. Sie stammen aus den 1970er Jahren. Die Gasolin AG fusionierte damals mit der Aral AG. Alle Gasolin-Tankstellen bekamen daraufhin ein neues, blau-weißes Design.
- Die jüngste Farbschicht schließlich ist braun. Diesen Anstrich bekam die Tankstelle im Jahr 1982, nachdem der Tankstellenbetrieb eingestellt wurde.
Im Freilichtmuseum erhält die Tankstelle wieder ihr ursprüngliches Aussehen, leuchtet also bald wieder in herrlichstem Rot!
Im Museum wird ein neues Exponat eröffnet: eine Tankstelle aus den 1950er Jahren.
Das erste zugehörige Sammlungsobjekt ist seit Dezember 2019 im Museum: Der Schlüsselanhänger war ein treuer Begleiter der ehemaligen Tankstellenbesitzerin. |
Das Freilichtmuseum konnte das Gebäude kurz vor seinem Abriss retten. Die Tankstelle stammt aus der Gemeinde Unterwössen im Landkreis Traunstein und stand an Deutschlands ältester Ferienstraße. Sie dokumentiert den beginnenden Tourismus der Nachkriegszeit in Oberbayern, den Aufbruch in die Moderne und ist zudem anschaulicher Beleg der Anpassungsfähigkeit des Landhandwerks. Als motorisierte Pferdestärken die echten Pferde ablösten, entschieden sich viele Schmiedebetriebe oder Wagnereien für die Einrichtung von KFZ-Werkstätten und Tankstellen. Das war auch in Unterwössen der Fall, wo noch heute ein Erinnerungsschild an die Walchschmiede erinnert. |
Am Tag der Vertragsunterschrift: Bürgermeister Ludwig Entfellner, die ehemaligen Tankstellenbesitzer Josef und Irmgard Meier, Museumsdirektorin Dr. Monika Kania-Schütz und Bezirkstagspräsident Josef Mederer vor der ehemaligen Gasolin-Tankstelle.